Wilfried Sahrhage an seinem 90. Geburtstag
Gott spricht: »Hab keine Angst, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du gehörst mir. Jesaja 43,1
Am 20.06.2022 ist unser Ehrenmitglied Wilfried Sahrhage im Alter von 92 Jahren heimgerufen worden.
Wilfried Sahrhage lebte in Werther bei Bielefeld und wohnte dort zuletzt in einem Seniorenheim. Als wertvolle und belastbare Brücke zwischen Ost und West hat er über viele Jahrzehnte die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien in der sächsischen Jugendarbeit in oft schwierigen Zeiten entscheidend unterstützt und geprägt.
Als CVJM Sachsen sind wir sehr dankbar für die vielen inspirierenden und prägenden Begegnungen mit Wilfried Sahrhage. Selbst in hohem Alter hat er noch intensiv am Leben und der Entwicklung der CVJM-Arbeit im Landesverband und in vielen seiner Mitgliedsvereine teilgenommen. Dazu reiste er oft mehrere Tage durch das Land und besuchte CVJM-Häuser und Geschwister, mit denen er seit Jahrzehnten verbunden war.
Voller Vertrauen erbitten wir von unserem Herrn, dass Wilfried nun schauen kann, woran er geglaubt und wovon er sein Leben lang erzählt hat.
Unsere Anteilnahme und besondere Fürbitte gilt jetzt seinen Kindern und ihren Familien.
In dankbarer Erinnerung
Der Vorstand und gesamte Team des CVJM Sachsen e.V.
Am 30.6.2022 ist unser lieber Bruder Wilfried Sahrhage auf dem Friedhof seines Heimatortes Werther beerdigt worden. Unser Ehrenmitglied Albrecht Kaul hat in einem Nachruf an ihn erinnert und geschrieben:
Wilfried Sahrhagenhaft, so hieß er im Osten bei seinen unzähligen Freunden im Jungmännerwerk und Jungen Gemeinden, später im CVJM. Als wir unseren Kindern von Wilfrieds Heimgang schrieben, meldeten sie per WhatsApp zurück: Das war doch der mit dem gelben Ascona. Wenn der auf unseren Hof fuhr, wurde der Kofferraum aufgemacht und jeder bekam erstmal eine Cola – jeder eine eigene. Unsere Tochter schrieb: Noch heute, wenn ich den ersten Schluck Cola trinke, denke ich an Wilfried.Auch wir Eltern wurden beschenkt mit Südfrüchten, Schokolade, Kaffee und einer Flasche Kroatzbeer-Likör. Nie wäre uns eingefallen, so etwas zu kaufen – wo eigentlich auch?
Aber nicht nur seltene Lebensmittel und echte Leckereien begleiteten ihn auf mehr als hundert Trips in den Osten, sondern auch technische Gegenstände, Büroeinrichtungen bis hin zu einer Videokamera, die den Weg ins Jungmännerwerk fand. Um keinen zu gefährden, hat er sich in unglaublicher Weise die Adressen und Telefonnummern alle eingeprägt. Er konnte sie alle hersagen – natürlich schwieg er an der Grenze!
Dazu kamen immer wieder Pakete mit sahrhagenhaftem Inhalt. Es wird erzählt, dass es Weihnachten bis zu 300 Pakete waren, die dann mit der ganzen Familie liebevoll zusammengepackt und in den Osten verschickt wurden.
Aber die Reisetätigkeit von Wilfried hörte mit dem Mauerfall nicht auf. Bei CVJM-Gründungen, bei nicht immer so spannenden Ausschusssitzungen war er dabei und wurde als Ehrenmitglied im CVJM Sachsen, Schlesische Oberlausitz und Mansfeld geehrt. Das Bundesverdienstkreuz hat er mehr als verdient, obwohl er nicht nach menschlicher Ehre geschielt hat. Er tat es für Gott, weil sein Herz an den Geschwistern im Osten hing – bis hin nach Lettland übrigens.
So darf ich mich heute hier für alle aus Zwickau, Dresden, Brandis, Görlitz, Magdeburg, Mansfeld und Riga noch einmal ganz herzlich bedanken. Das war sichtbare Liebe, wie sie im Johannesbrief steht: „Meine Lieben, lasst uns nicht lieben mit Worten, sondern mit Taten und in der Wahrheit, denn Gott hat uns zuerst geliebt." Das war Wilfrieds Leben und zugleich sein Vermächtnis an uns.
Und mal noch eins: Es waren nicht in erster Linie die Südfrüchte, die Werthers Echten und die Cola, sondern die Botschaft der Besuche, Päckchen und Pakete war die: Ihr seid nicht vergessen, wir sorgen für euch, wir beten für euch. Auch an viele von euch, die ihr heute Wilfried die letzte Ehre erweist, denken wir in großer Dankbarkeit. Das hat die fürchterliche Mauer porös gemacht und ohne die geschwisterliche Liebe wäre im Osten nicht so schnell der CVJM wieder erstanden. Und heute tragen wir nun einen der größten Mauerspechte zu Grabe. Gott sei über seinem Leben die Ehre!