1 So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet, oder welches ist die Stätte, da ich ruhen sollte? 2 Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR. Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort. 10 Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. 11 Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust. 12 Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. 13 Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.
Jesaja 66, Verse 1,2 und 10-13
Unsere Kirche hat geöffnet. Niemand bietet einen Gottesdienst an, aber man kann in die Kirche gehen Sonntags und für sich einen Moment innehalten. Diesen Ort nutzen. Dieses Haus. Gottes Haus.
Als ich in den letzten Tagen diese Bibelstelle gelesen hatte, habe ich mich gefreut. Gleich in Vers 1 macht Gott deutlich, was er von geistlicher Fixierung auf Gebäude hält. Keine Frage - ich bin großer Architektur-Fan und meine Kinder müssen oft mit mir Spaziergänge erdulden, bei denen Papa immer mal bei für alle anderen langweiligen Gebäuden bewundernd verweilt. Aber wie viel sind diese Häuser wert? Wie viel sind unsere Kirchen wert? Momentan nützen sie nicht viel. Und einen bekommen diese sogenannten „Gotteshäuser" bestimmt nicht unter - die Hauptperson. Wie gesagt, ich habe mich sehr gefreut über diesen ersten Vers. Steht unserem Gott, der unseren Planeten als Schemel nutzt, nicht ein weltweites Internet in seiner Größe nicht viel besser? Mitnichten. Auch hier im Netz befinden wir uns in den Hundeschalen. Dieser Gott ist größer. Würde er da verweilen - bei seiner Größe - wäre es ziemlich doof. Dann müssten wir ihn anbeten, oder als Instanz anerkennen aber bräuchten keinerlei Hoffnung auf eine herablassende Geste dieses Machtwesens haben. Wer sind wir den? In diesem Bild wären wir nicht viel mehr als lästige Insekten. Jeder weiß, was wir von Insekten in unseren Häusern halten. Aber nein, keinen Moment lässt Gott verstreichen für solche Gedanken. Vielmehr macht er gleich in Vers 2 klar, was auch sein Wesen ist. In diesem Vers erkenne ich das Wesen Jesu wieder. Gott sieht den Einzelnen. Er sieht ihn nicht nur, er sieht ihn mit all seinem Elend. Wie oft können wir das von uns behaupten? Was sehen wir in unseren Mitmenschen? Meist funktionieren unsere Masken untereinander recht gut. Er aber sieht uns so, wie wir sind, und besonders erwähnt er hier gleich das, was man in unserer Gesellschaft kaschiert - das Elend. Gottesdienst hat zwei Seiten. Die Seite Gottes, der uns dient. In der Zeit des Gottesdienstes kommt er zu uns und ist uns nah. Sieht unser Elend und nimmt uns an. Aber verweilt dort nicht. Zum Ende der Verse zeigt Gott, wie er mit dem Elend umgeht. Vers 13 sagt uns zu, dass sich Gott mit nicht weniger zufrieden gibt, als uns zu trösten. Dieser Trost soll tief gehen. Er appelliert an die Bilder, zu denen es uns Menschen oft und vielleicht in diesen besonderen Zeiten wieder hinzieht: In den Schoß der Mutter - dem Bild schlechthin für Geborgenheit. Das ist sein Anspruch. Du darfst dich bei ihm geborgen fühlen - Gottes Anspruch an einen richtigen Gottesdienst.
Ich sprach von den zwei Seiten des Gottesdienstes. Was sagen die Verse zu der anderen Seite - zu unserer? Vers 1 stellt klar, auf wen unser Gottesdienst ausgerichtet ist. Unsere Beziehungspflege mit Gott, dem Herrn dieser Welt, ist Sinn unseres Gottesdienstes. Und Gemeinschaft mit den Menschen nach Vers 2. Wir hören und sehen das, was um uns herum gebraucht wird. Die Verse 10, 11 und 12 verbinden Trost und Freude. Freude an dem, was Gott an uns handelt als Inhalt unseres Gottesdienstes? Wie drücken wir die denn aus? Was ich bei all dem merke - Gottesdienste können stattfinden. Hier zu Hause, mit technischen Hilfsmitteln sowieso, aber auch in meinem Alltag und im Dienst an denen, die Gott eben in dieser besonderen Zeit als erstes sieht: die Elenden - die, die diese Situation besonders trifft. So viele Initiativen sind in unseren sozialen Umfeldern bereits aktiv und sind den Schwächeren von uns nahe. Richtiger Gottesdienst in dieser besonderen Zeit - das ist ein Näherkommen - näher zu Gott und zu den Menschen (auf eine nichtkörperliche Art und Wiese).