Es ist weit nach 23:00 Uhr. Alle Teens sollten schon längst in ihren Zelten verschwunden sein und fröhlich schlafen. Da sind aber diese zwei Mädchen, die sich so sehr gestritten haben, dass keine die andere an ihrer Seite im Zelt dulden kann. Also müssen wir das dringend noch klären. Plötzlich fällt im Gespräch ein Satz: „Ich bin immer nur schlecht." Das stimmt doch überhaupt nicht, wie kommst du darauf?" frage ich irritiert nach. „Doch, mein leiblicher Vater hat zu mir gesagt, ich bin nichts wert, ich bin schlecht." Bähm, das ist wie ein Schlag ins Gesicht. Da gibt es diese beste Freundin, der sie so viel bedeutet. Da gibt es liebende Adoptiveltern. Da gibt es Mitarbeitende im Camp, die allen Teens immer wieder predigen, dass sie geliebt sind. Völlig egal. Denn da gibt es diesen einen Satz, der sich in eine kleine Seele gebrannt hat.
Wieder wird mir schlagartig bewusst, welche Macht Worte haben können. In unseren CVJM erleben wir Kinder und Jugendliche, die oftmals mit vielen negativen Worten aufwachsen, die zu ihrer Realität geworden sind. Auch wir merken manchmal, dass ein negativer Satz viele gute Dinge des Tages zerstören kann. Wer von uns kennt nicht auch solche Sätze, die sich in ein Leben gebrannt haben? Sie wegzuradieren oder zu überschreiben, ist harte Arbeit.
Ich sage euch: Am Tag des Gerichts werden die Menschen Rechenschaft ablegen müssen über jedes unnütze Wort, das sie geredet haben. Eure Worte sind der Maßstab, nach dem ihr freigesprochen oder verurteilt werdet. Matthäus 12, 36 & 37
Worte haben Macht. In Jakobus 3 lesen wir, welche Macht die Zunge hat. Dort wo die Zunge einen Waldbrand entzündet hat, ist es kaum möglich, diesen mal eben schnell wieder zu löschen. Ich finde den Vergleich interessant, weil es etwas Abstraktes in ein Bild verwandelt, bei dem wir uns das Ausmaß des Schadens tatsächlich auch vorstellen können.
Gleiches Camp, Morgenandacht. Ein Mitarbeiter stellt sich vor die Teens und sagt zig Mal immer wieder diesen einen Satz: „Jesus liebt dich, egal, ob du das spürst oder nicht." – Die Teens haben sich diesen Satz gemerkt. Er fällt mehrmals im Camp immer wieder. Manchmal braucht es das Lernen von „guten" Sätzen. Und dazu braucht es gute Gelegenheiten, solche Sätze in das Leben der Kinder und Jugendlichen zu sprechen. Danke für euren Dienst.
Ich jedenfalls wünsche uns den Mut, ehrlich zu sein und an Stellen, wo unser Mund schneller als der Kopf war, das Gespräch zu suchen und um Verzeihung zu bitten.
Ich wünsche uns auch, dass wir den Kindern und Jugendlichen unserer Arbeit und unserer Welt mit Wertschätzung entgegentreten können und ihnen gute Worte in ihr Leben pflanzen.
Seid ein Segen für diese Welt.